Narrenvolk kürt den Super-Bürgermeister

Von Erwin Kohl

Bei der Büttensitzung der Rhinberkse Jonges herrschte prächtige Stimmung in der Stadthalle. Auch die Kommunalwahl war jeckes Thema.

Bei der Show „Rheinberg sucht den Super-Bürgermeister“ kämpften mehrere Kandidaten mit viel Witz um die Gunst des Publikums, um als Stadtoberhaupt von der Bühne zu gehen.  Foto: Fischer, Armin (arfi )/Fischer, Armin ( arfi )

Rund 600 bunt kostümierte Menschen schunkelten sich bei der ersten Büttensitzung der Rhinberkse Jonges in Karnevalsstimmung. So richtig auf Betriebstemperatur brachten sie die Berka Mädels mit einem sehenswerten Gardetanz. Anschließend begrüßte Prinz Matthias I, der Präsente, sein Volk.

Das närrische Oberhaupt bekannte: „Meine Eltern stammen beide aus dem Münsterland. Die gingen Karnevalssonntag in die Kirche und beteten für die sündigen Niederrheiner.“ Musikalisch ging es weiter mit den Pappilloni’s, die als Matrosinnen das Deck fegten. Sie sind ebenso fester Bestandteil der Rheinberger Büttensitzungen wie Georg’s Welpen. Regisseur und Mitspieler Welp hatte mit dem Punto gleich eine ganze Kneipe mitgebracht. Dort wurden weltbewegende philosophische Fragen behandelt, etwa warum die Nase läuft und die Füße riechen. Nicht mehr wegzudenken aus dem Rheinberger Karneval ist auch Mario Heinen. Nachdem der Baumkletterer unglücklich von seinem Arbeitsplatz gestürzt und breitbeinig auf einem Jägerzaun gelandet war, ging er als Eunuch in die Bütt und berichtete von einem wahrhaft harten Job: „Es ist eine Qual von früh bis spät. 30 Weiber und nichts geht.“

Selbstverständlich wirft auch die im September stattfindende Kommunalwahl ihre närrischen Schatten voraus. Die glorreichen Sieben präsentierten mit ihrer gelungenen Show „Rheinberg sucht den Super-Bürgermeister“ aussichtsreiche Kandidaten. Da gab es so manche Lachsalven, als Ole Kisters in der Rolle des Amtsinhabers bekannte: „Ich gehe zu jeder Katzenkirmes und verlese das Grußwort des Bürgermeisters.“ Dann zog er einen Stapel Zettel aus dem Jackett und las betont langsam, auch weil auf jedem Blatt nur ein Wort stand. Sein Wahlspruch: „Hallo Leute, ich bin der Frank. Wer mich nicht wählt, ist krank.“

Danach hieß es Abschied nehmen. Nach zwanzig Jahren in der Bütt mit vielen grandiosen Auftritten trat Peter Houcken zum letzten Mal vor das närrische Volk. Als „Einer aus den eigenen Reihen“ präsentierte das Urgestein eine ungewohnt bissige Rede. Im Visier hatte er die seiner Ansicht nach verfehlte Stadtentwicklung und vermeintliche Verfehlungen des Bürgermeisters. Die Reaktion des Publikums ließ erkennen, dass Houcken dabei mitunter die Grenzen des närrischen Frohsinns übertrat.

Im sexy Outfit, mit fast makellos rasierten Beinen, brachte das Männerballett Die ollen Dollen das Publikum zum Toben. Die Wodnods zeigten im Anschluss ihre ganze kreative Klasse. Aus dem Sinatra-Klassiker „Strangers in the night“ etwa wurde „Rangers hinterm Deich“. Nach der Pause stellten die Rhinberkse Lilloki’s die Stimmung mit einem erstklassigen Gardetanz sofort wieder her.

Eine Büttensitzung ohne den Münsterländer Kiepenkerl ist undenkbar. Diesmal nahm Georg Welp die „Dekomania“ der Frauen in der Vorweihnachtszeit aufs Korn: „Kurz vor dem Fest habe ich mich erschöpft hingelegt und als ich wach wurde, war ich selber Teil der Weihnachtsdekoration.“ Die Filutschi’s, Paul van Holt als „Orsoyer Quasselkopp“ und natürlich die Berkas heizten die Stimmung weiter an. Den Schlusspunkt einer tollen Büttensitzung setzte die tanzende Stadtwache mit ihrem Gardetanz.

Artikel der RP vom 09. Feb. 2020