Lange vor den “Goldköpfchen” hat Gisa Ellmer als Solo-Tänzerin im Rosenmontagszug die Beine geschwungen.
Gisa Ellmer, damals noch Gerstenberger und 19 Jahre jung, 1960 als Funkenmariechen beim Rheinberger Rosenmontagszug. Damals stand auf dem heutigen Lindenplatz das Café Hussmann.
Gisa Ellmer, geborene Gerstenberger, war eine Vorreiterin im Rheinberger Fastelowend: Lange bevor sich die “Goldköpfchen” 1973 als Damenabteilung der Stadtwache gegründet haben, sorgte sie am 29. Februar 1960 als erstes und einziges “Funkenmariechen” für Freude im Rosenmontagszug.
Die damalige Tollität Prinz Heinz IV. (Heinz Bruckmann), der Freundliche, hatte die 19 Jahre alte Gisa auf der Pumpenkirmes der Nachbarschaft Amselsteg entdeckt. “Mein Vater hatte mich überredet, dort als Funkenmariechen aufzutreten und für Stimmung zu sorgen”, erinnert sich Gisa Ellmer. Der Prinz sei so begeistert gewesen, dass er sie sogleich für die Teilnahme am Karnevalszug verpflichtet habe. (Zu-)gesagt, getan.
Dabei waren die Rahmenbedingungen gar nicht so lustig, wie der Anlass vermuten lässt. Das flotte Kostüm, das Gisa und ihre Mutter nach genauem Blick auf die Kölner Tanzgarde geschneidert hatten, war durchaus wintertauglich zu trimmen, ebenso die Stiefel, doch es fehlte – na klar – eine Nylonstrumpfhose. “Und an die war einfach nicht ranzukommen”, erzählt Gisa Ellmer. Ihr Plan B im Kampf gegen die winterliche Kälte: Nivea-Crème, viel Nivea-Crème. Die beliebte Hautpflege diente als Isolierschicht. “Ich habe mir zum Schutz wirklich die Beine richtig dick eingecremt und habe dann den ganzen Zugweg lang getanzt”, sagt das einstige Funkenmariechen und schmunzelt. Dabei sei ihr ordentlich warm geworden. Ein oder zwei Schnäpschen taten das Ihrige hinzu. Das gibt Gisa Ellmer augenzwinkernd zu.
Doch ihr Auftritt war eine einmalige Sache. “Der Karneval in Rheinberg war zu der Zeit noch eine reine Männerdomäne, da waren Frauen vielleicht nicht gerne gesehen”, mutmaßt Gisa Ellmer über die Gründe. “Zwar war ich ein Jahr später als Aupair in England, doch danach wäre ich sicher wieder eingestiegen”, betont sie. Hätte man gefragt, sie hätte es wieder getan. Zur Pumpenkirmes der Nachbarschaft Amselsteg allerdings ist sie noch diverse Male ins “Funkenmariechen”-Kostüm geschlüpft.
13 Jahre später bei den “Goldköpfchen” mitzumischen, daran hat Gisa Ellmer nie gedacht. “Das waren doch alles Freundinnen oder Ehefrauen der Stadtwache-Soldaten”, sagt die gebürtige Hohenstein-Ernstthalerin, die erst als Jugendliche vom “Faschingsvirus” infiziert wurde und seitdem aus Überzeugung jeck ist. Mit ihren Eltern kam sie im Zuge der Reichel-Ansiedlung als Elfjährige aus Sachsen nach Rheinberg, hat lange bei Reichel und später bei Marmor Schiffer gearbeitet. Im Karneval ist sie immer begeistert dabei gewesen. “Gerade in der Harmonie haben wir viele wunderbare Sessionen mit tollen Fußgruppen und Wagen erlebt”, sagt Gisa Ellmer.